Unser Immunsystem ist ein hochkomplexes Netzwerk aus verschiedenen Zelltypen, Organen und Molekülen. Seine Funktion ist die systematische Verteidigung des Körpers gegen diverse Krankheitserreger, Giftstoffe und bösartige Zellen. Umso wichtiger ist es, dass es unangreifbar ist und seine Arbeit jederzeit schnell und zuverlässig ausführt. Wenn man seinen Körper beim Erlangen oder Aufrechterhalten der Immunität unterstützen möchte, bieten Impfungen eine vernünftige Option dar. Durch die Immunisierung des Körpers werden zwei seiner wichtigsten Eigenschaften zunutze gemacht: Seine Erinnerungs- und Anpassungsvermögen.
Die Meinungen über die Notwendigkeit und Effektivität der Impfungen gehen stark auseinander. Viele verlassen sich lieber auf eine natürliche Immunisierung des Körpers und setzten auf eine gesunde Lebensweise, viel Sport sowie eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung. Diejenigen, die Ihren Kindern von Anbeginn eine Grundimmunisierung ermöglichen wollen, ziehen in der Regel nur die notwendigen Impfungen in Betracht. Dass die Menschen nur im Kindesalter geimpft werden sollten, stellt dabei den größten Irrtum dar. Immer seltener wird unter den Erwachsenen an regelmäßige Immunisierung ihres Körpers gegen die bestehenden Erreger gedacht. Solche Erkrankungen wie Keuchhusten, Röteln und Masern gehören dabei auch heute noch zu unserem Alltag und sind sowohl für Kinder als auch die Erwachsenen gleichermaßen gefährlich.
Die Rolle der Impfstoffprävention für jedes Alter
Das Leben der Menschheit wurde durch die Erfindung von Impfstoffen zweifelsohne radikal verändert. Schwere Krankheiten, bei denen jedes Jahr Tausende, wenn nicht Millionen Menschen ums Leben kamen, treten heutzutage nur in Einzelfällen auf. Es gibt genügend Gründe, warum die Immunisierung bei Kindern und Erwachsenen gleichermaßen wichtig ist. Warum man sich aber besonders im Erwachsenenalter impfen lassen sollte, lässt sich wie folgt erklären:
Erstens können einige typische Kinderkrankheiten besonders im Erwachsenenalter zu schwerwiegenden Komplikationen und Folgeerkrankungen führen. Beispielsweise können Mumps bei Männern im hohen Alter zu Orchitis (Entzündung der Hoden) oder Enzephalitis (Entzündung der Gehirnschleimhaut) führen.
Zweitens beobachten die Experten zunehmend eine sinkende Herdenimmunität innerhalb der Bevölkerung. Das bedeutet, dass vor allem ältere Menschen immer anfälliger für diverse Infektionen werden. Das kann durch die Ablehnung von Impfstoffen, mangelnde 100% ige Entwicklung der Impfimmunität (primärer Impfstoffmangel) sowie allmähliche Abnahme des Immunitätsniveaus nach Impfung im Kindesalter verursacht werden.
Während einige Impfstoffe einen sehr zuverlässigen Schutz gegen lebensbedrohliche Krankheiten bieten, nimmt die Wirkung einiger anderen Wirkstoffe mit der Zeit ab und erfordert eine Reaktivierung. Das Gleiche passiert nach einer Infektion: Einige überstandenen Krankheiten bieten lebenslangen Schutz vor einer erneuten Infektion, andere nicht. Gleichzeitig kann die Krankheit selbst sehr gefährlich sein und zu schwerwiegenden, sogar tödlichen Folgen führen. Auch die Tatsache, dass eine erkrankte Person eine Infektionsquelle für die anderen Menschen ist, darunter kleine Kinder und schwangere Frauen, sollte nicht verharmlost werden.
Schließlich kann eine zusätzliche Immunisierung für Menschen in bestimmten Berufen einen zuverlässigen Schutz bieten. Studien zufolge sind Angestellte, Pädagogen, Studenten, Militärangehörige und Mitarbeiter im Gesundheitswesen anfälliger für Infektionen, da sie viel häufiger mit verschiedenen, darunter auch kranken Menschen in Kontakt treten. Auch vor der Schwangerschaft sollten Frauen rechtzeitig geimpft werden, um auf diese Weise sich selbst vor Influenza, den Fötus vor Röteln und den Neugeborenen vor Keuchhusten und Tetanus schützen zu können.
Welche Impfungen brauche ich wirklich?
Im Erwachsenenalter wird jedem empfohlen, sich einigen wichtigen Erst- und Auffrischungsimpfungen zu unterziehen. Vor allem die Auffrischungsimpfungen sollten weniger bedenklich sein. Sie dienen der sogenannten nochmaligen „Erinnerung“ unseres Immunsystems und können somit den Impfschutz dauerhaft aufrechterhalten.
Impfung gegen Diphtherie und Tetanus
Eine kombinierte Diphtherie-Tetanus-Impfung ist eine Standardimpfung, die allen Personen empfohlen wird. Dabei geht es um einen effektiven Schutz vor zwei gefährlichen und schwer zu behandelnden Krankheiten. Diphtherie- und Tetanusimpfstoffe bieten keine lebenslange Immunität. Gemäß der Schutzimpfungs-Richtlinie /SI-RL sollten Erwachsene alle 10 Jahre geimpft werden, beginnend mit dem letzten Auffrischungsschuss für Kinder im Alter von 14 Jahren. Meistens handelt es sich um ein Medikament aus zwei inaktivierten Infektionen gleichzeitig, das separate Antigene von Bakterien enthält. Die erste Dosis kann ein dreiwertiger Impfstoff sein, der auch vor Keuchhusten schützt.
In den Industrieländern endet Diphtherie in 3-10% der Fälle mit dem Tod des Patienten (die Sterblichkeitsrate hängt jedoch von der Verfügbarkeit des Anti-Diphtherie-Serums in der jeweiligen Region ab). Der Hauptinfektionsauslöser ist das Diphtherietoxin. Wenn es in den Blutkreislauf gelangt, schädigt es systematisch das Herz, die Nieren und das Nervensystem.
Die Tetanusbakterien produzieren das gefährliche Neurotoxin Tetanospasmin. Es wirkt auf das Nervensystem und verursacht Anfälle. Im Gegensatz zur Diphtherie ist Tetanus jedoch nicht ansteckend. Die Hauptinfektionsursache ist das Eindringen von Tetanus-Bacillus-Sporen in die Wunde durch eine Verletzung. Auch während der Geburt unter unhygienischen Bedingungen können sich sowohl Mutter als auch das Baby mit Tetanus anstecken. Ohne Behandlung liegt die Mortalitätsrate durch Tetanus bei über 90%. Unabhängig vom Alter – Tetanus kann jeden treffen.
Impfung gegen Hepatitis B
Etwa 3,5% der Erdbevölkerung ist an Hepatitis B erkrankt. Es handelt sich dabei um ein hochansteckendes Hepatovirus – Es befällt die Leber und kann eine Gelbfärbung der Haut und der Augen nach sich ziehen. Hepatitis B ist sehr gefährlich und kann auch tödlich sein. In den meisten Fällen wird diese Krankheit durch Blut und Körperflüssigkeiten sowie durch Kontakt mit Schleimhäuten übertragen. Auch bei einer Bluttransfusion von einem nicht verifizierten Spender kann man sich infizieren. Zu den häufigsten Fällen zählen Ansteckungen der Patienten durch kontaminierte medizinische Instrumente (z.B. Spritzen, Instrumente von Zahnärzten), ungeschützten Geschlechtsverkehr sowie die Verwendung einer Zahnbürste oder eines Rasiermessers des Trägers.
Der wirksamste Weg, um eine Erkrankung an Hepatitis B zu verhindern, ist die Immunisierung. Für nicht geimpfte Erwachsene ist dies der wichtigste Impfstoff nach Diphtherie und Tetanus. Es enthält ein rekombinantes Virusoberflächenantigen, das häufig aus gentechnisch veränderter Hefe stammt. Selbst bei einem minimalen Infektionsrisiko empfehlen die Ärzte eine Hepatitis-B-Impfung bereits im Kindesalter zu machen.
Impfung gegen Grippe (Influenza A- und B-Viren)
Die Influenza A- und B-Viren sind in der Regel die Ursache sogenannter saisonaler Epidemien. Schätzungen zufolge sind ca. 10% der erwachsenen Weltbevölkerung und 25% aller Kinder bereits von Influenza betroffen worden. Das Gefährliche an einer solchen Grippe ist ihre Variabilität, weshalb die Grippeimpfstoffe jedes Jahr aktualisiert und neu eingeführt werden müssen, um eine Neuansteckung zu verhindern. Die antigene Zusammensetzung von Impfstoffen wird jedes Jahr in der nördlichen und südlichen Hemisphäre der Erde separat überprüft. Auf Basis gewonnener Daten in sogenannten Influenza-Ausbreitungszonen werden saisonale Influenza-Impfstoffe hergestellt, die gleichzeitig vor zwei Stämmen des Influenza-A-Virus und einem Stamm des Influenza-B-Virus schützen sollen. In letzter Zeit werden vermehrt auch vierwertige Impfstoffe eingesetzt (gegen zwei Stämme des Influenza-A-Virus und zwei Stämme des Influenza-B-Virus). Vor allem in der Schwangerschaft und in Zeiten der Corona-Pandemie empfehlen die Ärzte eine Grippe-Impfung zur Stärkung des Immunsystem und Reaktivierung der Abwehrkräfte.
Impfung gegen Keuchhusten (Pertussis)
Beim Keuchhusten (Pertussis) handelt es sich um eine akute, bakterielle Infektion. Sie betrifft hauptsächlich die oberen Atemwege und geht mit heftigen, krampfartigen Hustenanfällen bis hin zu Erstickungsanfällen einher. Besonders bei Säuglingen unter sechs Monaten kann Keuchhusten lebensgefährlich werden. Deshalb wird von den Kinderärzten eine frühzeitige Impfung bereits ab dem 2. Lebensmonat dringend empfohlen.
Die Impfung gegen Keuchhusten erfolgt in der Regel mit einem kombinierten azellulären Impfstoff (Impfstoff gegen Keuchhusten, Diphtherie und Tetanus). Der Pertussis-Impfstoff kann jedoch nicht länger als fünf Jahre schützen, was weder für die persönliche Immunität noch für die Herdenimmunität ausreicht. Deshalb wird alle 5 Jahre eine Auffrischungsimpfung gegen Keuchhusten angeraten.
Schwangere sollten auf jeden Fall darüber nachdenken, sich gegen Keuchhusten impfen zu lassen. Es wird empfohlen, alle 27 bis 36 Schwangerschaftswochen einen dreifachen Impfstoff (Pertussis, Diphtherie, Tetanus) zu verabreichen. Dies dient dazu, Neugeborene mit mütterlichen Antikörpern zu versorgen, bis sie nach 3 Monaten ihre erste Impfstoffdosis erhalten. Dieser Ansatz hat sich bereits in viele EU-Ländern bewährt.
Impfung gegen Masern, Röteln und Mumps
Muss ich etwa auch gegen diese Krankheiten geimpft werden? Ja, man sollte das unbedingt tun. Masern, Röteln und Mumps gibt es in fast allen Ländern unserer Erde. Sie gelten als hoch ansteckende Infektionen, jede von denen mit schwerwiegenden Folgen behaftet ist. Masern enden manchmal in einer Lungenentzündung, Röteln können Pharyngitis, Bindehautentzündung und Arthritis verursachen und Mumps können zu Pankreatitis oder Orchitis führen. Jede dieser drei Krankheiten kann in seltenen Fällen das Nervensystem angreifen und Folgeerkrankungen wie Enzephalitis und Meningitis nach sich ziehen.
Besonders für schwangere Frauen sind Masern und Röteln äußerst gefährlich. Masern während der Schwangerschaft sind mit einem erhöhten Risiko für Komplikationen bei Mutter, Fötus und Neugeborenem verbunden und Röteln können fetale Entwicklungsstörungen verursachen, die beim Neugeborenen Taubheit und geistige Behinderung herbeiführen kann. Auch das medizinische Personal sowie die Sozialarbeiter und Menschen aller Berufe, die mit der Betreuung von Kindern zu tun haben, sind besonders infektionsgefährdet, weshalb sie sich mit der Impfung gegen Masern, Röteln und Mumps unbedingt schützen sollten.
FSME-Impfung gegen durch Zecken übertragene Enzephalitis
Eine FSME-Erkrankung infolge eines Zeckenstichs (der Gattung Ixodes) ist in jedem Alter extrem gefährlich und kann lebenslange Folgeschäden nach sich ziehen. Durch Zecken übertragene Enzephalitis ist eine schwere Virusinfektion, die das Zentralnervensystem angreift. In etwa 40% der Fälle endet es mit anhaltenden Komplikationen des Zentralnervensystems, und sogar Lähmungen. Heute gibt es gegen die sogenannte Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) keine bekannte wirksame Behandlungsmöglichkeit, außer man lässt sich durch eine Impfstoffprävention rechtzeitig schützen. Die FSME-Impfung bietet in diesem Zusammenhang eine solide Vorsorgemaßnahme, um das Risiko einer FSME-Erkrankung nach einem Zeckenstich zu minimieren. Eine FSME-Impfung sollte sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen in definierten Zeitintervallen aufgefrischt werden.
Eine Immunisierung sollte mindestens einen Monat vor der Abreise in ein mit Zecken einquartiertes Gebiet durchgeführt werden. Dies sind zwei Dosen des inaktivierten Impfstoffs im Abstand von zwei Wochen. Nach einem Jahr wird eine erneute Impfung durchgeführt, wonach alle drei Jahre Auffrischungsdosen verabreicht werden.
Und das ist noch lange nicht alles
Die Liste der Impfstoffe für Erwachsene ist nicht auf die oben aufgeführten beschränkt. In einigen Fällen benötigen Sie möglicherweise noch mehr Impfungen, z. B. wenn die Gefahr einer Epidemie oder eines Ausbruchs besteht. Offizielle Empfehlungen für den Erhalt von Impfstoffen gegen epidemische Indikationen sind auf dieser Internetseite mit Informationen zur Reiseimpfungen enthalten.
Wenn Sie häufig reisen oder in ein neues Land ziehen möchten, stellen Sie sicher, dass Sie herausfinden, für welche Krankheiten Sie an Ihrem Ziel möglicherweise gefährdet sind. Beispielsweise kann Gelbfieber in tropischen Regionen Afrikas, Mittel- und Südamerikas auftreten, Cholera in Lateinamerika (Haiti), Afrika (Somalia, Republik Kongo) und Südostasien (Bangladesch); Typhus – in Südasien und Afrika südlich der Sahara; und japanische Enzephalitis tritt in Südostasien und im westlichen Pazifik auf.
Die WHO veröffentlicht aktuelle Informationen darüber, welche Impfungen beim Verlassen oder Einreisen in bestimmte Länder verabreicht werden sollten. Auf der WHO-Website können Sie auch über die weltweite Ausbreitung von Infektionen lesen. Vergessen Sie nicht, dass Impfungen mindestens einen Monat vor Reiseantritt im Voraus durchgeführt werden müssen.
In welchen Situationen ist eine Notfallimpfung erforderlich?
Notfallimpfungen können erforderlich sein, wenn man unerwartet einem Infektionsrisiko ausgesetzt wird, z. B. wenn Kontakt mit einer erkrankten Person bestand, oder man von dem Träger gebissen wurde. Besteht etwa das Risiko einer schweren Erkrankung, sollte man sofort zum Arzt gehen und sich untersuchen lassen.
Besonders, wenn man von einem Hund, einer Katze, einer Maus oder einem wilden Tier gebissen wurde, sollte man unverzüglich ins Krankenhaus fahren!
Beim Kratzen, Beißen oder Gelangen des tierischen Speichels in die Wunde, ist Tollwut das Erste, wovor man sich präventiv schüzen sollte. Obwohl es beim Menschen selten ausbricht, ist dieses Virus in der Tierwelt immer noch verbreitet und kann dementsprechend auf Menschen übertragen werden. Dabei kann das Tollwutvirus das menschliche Zentralnervensystem angreifen und zum Tod des Patienten führen. Etwa 5-7 Tage nach dem Einsetzen des aktiven Stadiums der Krankheit sind augeprägte Angstzustände, Übelkeit und parmanentes Schwindelgefühl die häufigsten Anzeichen von Tollwut. Bei einer nicht rechtzeitigen Behandlung kann das zu einer Lähmung der Atem- oder Herzmuskulatur führen.